Bericht 12 h Rennen Buchholz 2008

Auf der Suche nach guten Fotos für diesen Blog stieß ich auf ARpromedia.
Geschäftsführer Arne Riebesell hat sich auf Sportfotografie spezialisiert und macht wirklich exzellente Bilder. -Auch von mir-.
Er knippste mich bei den 12 Stunden von Buchholz/Nordheide.
Heute erreichten mich die Bilder.
12 h von Buchholz - das ist ein Ausdauerrennen, bei dem ich bereits im Juni 2008 startete.
Zu diesem Rennen schrieb ich einen ausführlichen Bericht im Forum von Helmuts-Fahrradseiten.de. Diesen wirklich lesenswerten Bericht habe ich kopiert und hier eingefügt.



Die gute Nachricht vorweg. Ich habe mein erstes Ausdauerevent tatsächlich überlebt. Mehr sogar, ich habe, im Verhältnis zu meiner geringen Trainingsleistung sogar recht gute Rundenzeiten absolviert. Das Rennen war aber eine absolute Schinderei für Mensch und Material. Sollte nochmal jemand behaupten in Norddeutschland könne man aufgrund mangelnder Strecken nicht anständig MTB fahren, werde ich ihn auslachen.

Ich hatte mich mit Fülle zu einer Fahrgemeinschaft nach Buchholz zusammengetan. Dies klappte, wie schon bei unserer Heidetour, absolut problemlos. Fülle ist ein netter Typ mit
dem sich immer Gesprächsthemen finden lassen, so dass die fast einstündige Autofahrt nach Buchholz nicht langweilig wurde. In Buchholz angekommen, stellten wir fest, dass Karsten mal wieder sein Organisationtalent bewiesen hatte. Er hatte es geschafft acht Fahrer für das Rennen zusammen zutrommeln. Da sich aber kein weiteres 8ér-Team angemeldet hatte, wir also konkurrenzlos gewesen wären, meldete Karsten kurzfristig auf zwei 4ér-Teams um. Leider war es nicht mehr möglich von 12 auf 6 Stunden Renndauer zu wechseln. Diesen Umstand empfand ich vor dem Rennen als nicht sonderlich schlimm, sollte sich aber zu einer echten Hardcoreaktion entwickeln.

Die Streckenlänge betrug knapp 3,8 Km bei ca. 90 Höhenmetern/Runde. Die Steigungen lagen zwischen 13-15 Prozent. Konditionell war es äußerst anspruchsvoll. Die Strecke war fast ausschließlich ein Singletrail mit knackigen Anstiegen und rasanten Abfahrten. Ebene Streckenabschnitte, in denen man den Puls hätte runterkommen lassen können, gab es nicht. Die engmaschigen Wurzelteppiche und der lose Sand forderten auch technisch sehr starken Fahrern das Letzte ab. Engpässe und Gefahrenstellen waren jedoch super gekennzeichnet und gepolstert. So sieht eine gut präparierte Rennstrecke aus. Leider verirrten sich aber immer wieder Fußgänger auf die Strecke (oftmals wurden Absperrbänder einfach ignoriert), dies führte zu einigen brenzligen Situationen und teilweise auch zu unerwünschtem Körperkontakt oder gar Stürzen.

Das Umfeld des Rennens war wirklich klasse organisiert. Davon überzeugten sich jedoch leider viel zu wenige Zuschauer. Für die Fahrer gab es über die gesamte Renndauer Nudeln und belegte Brötchen, Getränke und Obst satt. Für die Gäste standen ein Grillwagen und ein Getränkeausschank sowie ein reichhaltiges Kuchenbüfett zu sehr zivilen Preisen bereit.

Der Veranstalter hatte einen Animateur organisiert, der mit lustigen und interessanten Fahrer- und Zuschauerinterviews die Leute bei Laune hielt. Auch informierte er über das
aktuelle Renngeschehen. Gut gemixte Musik auf dem ganzen Gelände rundete die Sache ab. Auf dem angrenzenden Vorplatz hatten einige lokale Firmen und Betriebe Verkaufs-und Beratungsstände aufgebaut. Darunter auch das Cycle Team Buchholz, deren Mechaniker den Fahrern bei Defekten kostenlos mit Rat und Tat zur Seite standen. Lediglich Ersatzteile mussten bezahlt werden.

Karsten hatte die Zusammenstellung unserer beiden Teams sehr ausgeglichen gestaltet. So fanden sich pro Team zwei gut trainierte, ein mittelmäßig starker und je ein etwas übergewichtiger Fahrer zusammen. Ich startete als Zweiter unserer Gruppe und legte trotz Sturz nach Kollision mit einem Hund, eine Rundenzeit von 13,5 min hin. Ich merkte jedoch sofort, dass ich dieses Tempo nicht über 12 Std. würde halten können. Spätere Runden absolvierte ich mit Zeiten zwischen 14,5 und 15,5 min, was für mich mit meinem Trainingsrückstand schon sehr beachtlich ist.

Leider hatte ich mit einem schlecht funktionierenden Umwerfer zu kämpfen. Selbst die Mechaniker vor Ort konnten das Problem nicht beheben. So war ich gezwungen die Kette immer mit der Fußspitze auf das kleine Kettenblatt zu schieben. Das ist im Gelände nicht so einfach und gelang nicht immer. Oft sprang die Kette ab, was mich unnötig Zeit kostete.



Nach 6 Std. hatte ich einen absoluten Hänger. Die vorherige Runde mit 17 min absolvierend entschied ich mich eine Runde auszusetzen, um mich etwas zu erholen. Die anderen Fahrer meines Teams zeigten Verständnis und sprangen ein. Die Pause tat wirklich gut und ich fühlte mich bei Wiederaufnahme des Rennens wieder etwas fitter. Trotzdem wurden inzwischen meine Rundenzeiten und auch die meiner Mitfahrer etwas langsamer. Spätestens nach 8 Std. lässt einfach auch die Konzentration und Kraft nach.

Das Regelwerk des Rennens sah vor, dass 12 Stunden, also von 8 Uhr bis 20 Uhr gefahren wird. Wenn ein Fahrer vor 20 Uhr, und sei es nur ein paar Sekunden, die Ziellinie passierte, so konnte er oder ein anderer Fahrer des Teams noch eine letzte Runde absolvieren. Denn gewertet wurde die Anzahl der absolvierten Runden des Teams.

Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen kurz vor 20 Uhr noch einmal fahren zu müssen. Ich blickte permanent auf die Uhr. Wo blieb Marco, den ich in der Wechselzone ablösen sollte? Ich rechnete und rechnete und hatte kaum noch Hoffnung meine Runde vor 20 Uhr beenden zu können. Um 19.46 Uhr kam Marco in die Wechselzone geschossen. Ich schnappte mir das Staffelband und kurbelte wie ein Weltmeister. Meine Rundenzeiten lagen derzeit bei 15,5 min., jetzt blieben mir weniger als 14 min! Das war eigentlich nicht zu schaffen. Mein Puls war viel zu hoch, mein Magen rebellierte, meine Beine waren ungelenk und schwer wie Stahlbeton. Jede Steigung verursachte Schmerzen in den Oberschenkeln, jede Abfahrt peinigte den wunden Hintern und die fast tauben Handgelenke, aber ich wollte nicht aufgeben. Steigungen, die ich in den letzten zwei Runden aufgrund von Entkräftung hoch geschoben hatte, kurbelte ich noch einmal hoch. Alle noch aufzutreibende Kraft einsetzend quälte ich die Muskulatur bis aufs Letzte. Irgendwie witzig. Da fährt man ein 12 Std. Rennen und aus der letzten Runde wird noch einmal ein eigenes Rennen für sich.

Und dann sprang wieder mal die Kette ab.

Ich verlor gut 20 sehr wertvolle Sekunden. Ich dachte schon ans Aufgeben. Daran, dass ich diese Runde nicht mehr vor 20 Uhr beenden und somit ganz locker ins Ziel schieben konnte. Diesen Gedanken verwerfend sprang ich während des Laufens wieder aufs Rad und prügelte über den Parcours. "Noch zwei Steigungen... Jetzt die Abfahrt.... Achtung rechtzeitig anbremsen um Schwung mitzunehmen...LETZTE STEIGUNG!!! OLLI GIB GAS!!!" Ich konnte bereits die Brücke sehen, die kurz vor der Zieldurchfahrt positioniert war, um Zuschauern und Fahrern den Durchgang zur Wechselzone zu ermöglichen. 19.59 Uhr. Großes Kettenblatt, kleines Ritzel - Wiegetritt - noch einmal Endspurt aus der letzten Kurve - noch einmal alles rausholen!!

"Und da kommt der Fahrer mit der 35, das ist Oliver Heigl für das MDS Messebau-Team. Auch er hat es geschafft und kann noch einen weiteren Fahrer in die letzte Runde schicken" höre ich den Veranstaltungssprecher ins Mikro rufen. Geschafft, tatsächlich geschafft. Mit zitternden Beinen und dem Gefühl einer Magendarmgrippe in den Eingeweiden übergebe ich Tomas grinsend das Staffelband mit den Worten: "Lass Dir Zeit!""

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