Feierabendrunde in Segeberg


Nach unserer Erkundungstour rund um Hartenholm hatten wir uns zu einer Feierabendrunde rund um Bad Segeberg verabredet.
So trafen wir uns am Donnerstag um 18.30 Uhr am Kirchplatz in Bad Segeberg. Neben Oliver Linberg erschien nur sein Kumpel Jörg, der sich trotz einer klaffenden Wunde am Schienbein (Sturz am Vortag) diese Tour nicht entgehen lassen wollte.
Über die mäßige Beteiligung war ich zuerst doch arg enttäuscht. Doch sollte sich dies im Verlauf der Tour ändern, denn unsere kleine Gruppe harmonierte äußerst gut.

Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir los. Entlang der recht steilen Uferböschung des Segeberger Sees führte uns Oliver gleich auf die ersten Singletrails, die fahrtechnisch bereits recht fordernd waren. Ich fuhr heute Passagen, die ich allein vermutlich nicht in Angriff genommen hätte. Dennoch trennte sich hier bereits die Spreu vom Weizen. Obwohl ich fahrtechnisch auch nicht ganz ungeschickt bin, musste ich doch zweimal passen und mir einen Chickenway suchen. Jörg und Oliver sieht man an ihrem Fahrstil an, dass sie recht häufig im Sattel sitzen und nicht selten solch technische Passagen absolvieren.



Einigen Wanderwegen folgend erreichten wir den Ihlwald. Dieser ist bedeutend größer, als ich es aufgrund der Google-Earth-Ansicht vermutet hatte. Noch etwas, was Earth nicht zeigen kann: Diverse, traumhafte Singletrails mit viel Flow.
Mein breites Grinsen wurde nur von meiner, wie ein Scheibenwischer fungierenden, Fliegen von den Zähnen puhlenden Zunge unterbrochen.

Wir kletterten den sich mit immerhin 90 Metern in den holsteinischen Himmel reckenden Kagelsberg hinauf. Wie bereits am Samstag stellte ich nicht ohne Stolz fest, dass ich upphill sowohl Jörg mit seinem 16 Kilo schweren All-Mountain/Freeride Boliden, als auch dem extrem sehnigen Oliver deutlich überlegen scheine. Im anschließenden Downhill zeigten mir beide aber schnell wieder, wo der Hammer hängt.

Auf einem sehr steilen megageilen Singletrail ließen wir uns den Berg herabfallen. Einige kleine Baumstämme sperrten den Weg, waren aber zu meistern. Weit schwieriger waren die drei Drops zu meistern. Was mir in flacherem Gelände stets gut gelingt, offenbarte sich in Kombination mit dieser steilen Abfahrt als echte Herrausforderung.

Ich fuhr wie üblich mit Clickies, fragte mich, ob die von Jörg und Oliver verwendeten Bärentatzen hier Vorteile bieten würden. Zumindest hätte ich die Gewissheit gehabt, im Falle eines Sturzes nicht in der Pedale hängen zu bleiben. Allerdings bin ich solche Pedale schon seit Jahren nicht mehr gefahren, wäre vermutlich ständig davon abgerutscht.
In diese Überlegung vertieft, verpasste ich das hinter einer Biegung auftauchende North Shore Element, sah es leider zu spät und schoss auf dem Chickenway daran vorbei.

Kurz darauf galt es einen Fluss anhand einer Brücke zu überqueren.

Das Teil war jedoch so morsch, dass ich fürchtete sie unter Jörgs Gewicht zusammenbrechen zu sehen. Die Brücke schwankte und ächtzte erbärmlich, hielt aber . Ich traute ihr dennoch nicht, zumal auch einige der Querbretter fehlten, und überquerte sie lieber schiebend. Olivers breites Grinsen verriet mir, dass er hier schon so manchen Fahrer geschockt aus dem Sattel hatte gehen sehen.

Nun folgte eine etwas ruhigere Strecke. Wir mussten auf die vielen Jogger und Radfahrer achtgeben und drosselten das Tempo, genossen dafür die Landschaft.

Nahezu zeitgleich erschnupperten Jörg und ich den leckeren Duft frisch gegrillten Fleisches. Die Quelle diesen Geruchs war schnell gefunden. An einemTümpel hatte sich eine Familie an einer Grillhütte zum Picknick niedergelassen. Allerdings galt es nun die Konzentration wieder vollends auf das Bike zu richten, denn wir überquerten das Gewässer anhand eines schmalen Holzstegs. Ich war unsicher, ob ich hier fahren sollte, drosselte mein Tempo so weit, dass ich beinahe ins Wasser gefallen wäre. Um diesen Sturz zu vermeiden, gab es nur eine Möglichkeit: Pedalieren!
Eh ich mich versah, fand ich mich mitten auf dem Holzsteg wieder. Geht doch! Beflügelt durch den Stolz dieses Hinderniss fahren zu können, überwand ich auch das fehlende Holzbrett, indem ich einen kurzen Wheelie ansetzte.

Aufgrund der einsetzenden Dunkelheit ließ Oliver das technisch anspruchsvollste und in Fachkreisen als "Grüne Hölle" bezeichnete Gebiet heute aus.
So radelten wir in gemütlichem Tempo zurück nach Segeberg. Wir kehrten dann noch auf´n Bierchen ins Cafe Coma ein. Das Coma ist eine Kneipe nach meinem Geschmack. Ein wenig schmuddelig, verraucht und mit super Atmosphäre. Das Beste jedoch: hier ist jeder Biker gern gesehener Gast. Egal ob in Leder oder Lycra.

Wir genossen vor dem Coma auf einer Bank sitzend die Abendsonne und quatschten über Gott und die (Bike-) Welt. Im Verlauf des Gespräches stellte sich heraus, dass fast alle der Trails um Segeberg von einem einzigen Mann erkundet und angelegt wurden. Klaus Röhr, der bei den Segebergern als Bike-Godfather angesehen wird, weil er den Sport in der Region als erster betrieb und für dessen Verbreitung sorgte.

Unser Bierchen schlürfend ließen wir weiter klönend den Abend ausklingen, nicht ohne uns auf weitere gemeinsame Touren zu verständigen.

Fotos: Oliver Linberg

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