Trailsurfen in Ahrensburg

Ahrensburg, die Stadt vor den Toren Hamburgs. Umgeben von sattem Grün, lädt sie viele Großstädter an den Wochenenden zu Spaziergängen ein. Das man hier auch klasse biken kann, wissen nur die wenigsten. Und doch finden sich auch in der norddeutschen Ebene reichlich Möglichkeiten sein MTB artgerecht zu bewegen. Man muss nur gründlich suchen.

Ich hab mich heute zu einer Feierabendrunde mit Ronald verabredet. Wir wollen die Gegend um Wulfsdorf erkunden. Bisher war ich nur zum Gassigehen mit den Hunden dort, kenne die Gegend kaum. Ich stelle mich auf breite, gut befahrbare Asphalt- und Forstwege ein. Und die Anfahrt von Tremsbüttel über Delingsdorf nach Ahrensburg verläuft auch genau so. Öde und stupide schlängelt sich das Teerband des Radweges vor meinem Laufrad, während ich der B 75 folge. Ich hatte reichlich Ärger auf der Arbeit, habe somit ohnehin schon schlechte Laune und mag heute eigentlich nicht wirklich so einen langweiligen Untergrund befahren.
Die BMW-Fahrerin, die den Sinn und Zweck eines Radweges ganz offensichtlich falsch interpretiert und mich auf Höhe des Erdbeerhofes Glantz beinahe vom Rad holt, ignoriere ich. Ich bin spät dran und habe weder Zeit noch Lust, einer überkandiedelten Tussy Nachhilfestunden in Sachen StVo zu geben.

Ich fahre heute recht schnell. Das Rad läuft gut und der aufgestaute Ärger des Tages gibt zusätzlich Kraft. So erreiche ich recht zügig und nun auch schon mental etwas lockerer, den Stadtteil Gartenholz, wo Ronald bereits vor seiner Haustür auf mich wartet. Wir cruisen durch die Ahrensburger Innenstadt und folgen der B 75 bis nach Wulfsdorf. Der amerikanischen Frittenschmiede am Wegesrand werfen wir einen sehnsüchtigen Blick zu, verkneifen uns aber die Einkehr.
Wir biegen nach rechts in den Bornkampsweg ein und verlassen ihn nach etwa 2 Km abermals rechts abbiegend, um einem Wanderweg zu folgen. Wir passieren dabei die Anlage eines FKK-Vereins. Zu gucken gibt es hier, trotz des guten Wetters, allerdings nichts. Schade!

Der Wanderweg ist gut befestigt und wir kommen rasch voran. Immerwieder erahnen wir kleine Seitenwege und Trails, sind uns aber nicht sicher, ob diese nicht irgendwo im Dickicht ins Leere laufen und fahren lieber weiter. Der Weg trifft nun auf einen Bachlauf. Auch hier entdecken wir reichlich Trails am Ufer. Offenbar sind wir nicht die Einzigen Biker der Region. Grobstollige Reifenspuren tragen deutlich Zeugnis einer regelmäßigen Nutzung. Und die Locals wissen, warum sie hier fahren. Wir werden für die Entscheidung, die angelegten Wege zu verlassen, mit reichlich Fahrspaß und Flow belohnt. Teils wird es sogar technisch etwas anspruchsvoll.

An einem See legen wir eine kurze Pause ein. Gegenseitig grinsen wir uns an. Schon jetzt steht fest, dass der Abend als voller Erfolg zu werten ist. Doch schon bald fahren wir weiter. Unser Durst nach Singletrails ist noch nicht gelöscht. Längst haben wir die Orientierung verloren, fahren immer der Nase nach, biegen dann und wann ab, um dem nächsten verlockend wirkendem Trail zu folgen.
Irgendwann hat uns die Zivilisation dann urplötzlich wieder. Völlig unerwartet spuckt uns das Dickicht kurz vor Hoisbüttel wieder aus. Wir zögern, überlegen, ob wir umdrehen sollen. Zu viele kleine Stichwege haben wir ausgelassen. Zu viel gäbe es noch zu erkunden. Doch das verschieben wir auf unbestimmte Zeit, fahren lieber ein Stück entlang der L 225. Schnell wird uns das aber zu langweilig. So biegen wir rechts ab und steuern den Schühberg an. Wir verfransen uns aber in den vielen Seitenstraßen total und verpassen ihn.

Als wir den Lindenhof erreichen, finde ich mich wieder zurecht. Hier war ich bereits vor einiger Zeit und so lenken wir die Räder Richtung Bocksberg. Die Auffahrt zum Bocksberg ist hinterhältig. Loser Sand und ausgewaschene Wasserrinnen fordern uns alles ab. Als wir oben ankommen ringen wir nach Luft. Doch nur kurz halten wir inne. Ich habe bereits den nächsten Trail im Visier. Hier am Bocksberg sind die Wege sehr zugewachsen und so schlagen wir uns durch die Botanik. Es gilt noch zwei weitere beachtliche Anstiege zu meistern, ehe uns die letzte Abfahrt wieder an unserem kleinen See ausspuckt. Da wir nicht den gleichen Weg, den wir bereits gekommen sind, einschlagen wollen, halten wir uns weiter links und stoßen bald auf befestigte Wege. Diesen folgen wir bis zum jüdischen Friedhof um dann entspannt durch Ahrensburgs Straßen zu rollen. In der großen Straße kehren wir in einem Biergarten ein. Da ich noch die Heimreise per Rad vor mir habe, bleibe ich bei einer Apfelschorle, während Ronald sich ein verdientes Alsterwasser gönnt. Wir sitzen beinahe eine Stunde und es ist schon 21.45 Uhr, als wir endlich aufbrechen. Ronald ist schnell zu Hause abgeliefert. Ich hingegen hab noch einige Kilometer vor mir. Der Hinweg war so trist, dass ich mich für den Umweg über Hammoor entscheide. Zwar führt die Strecke mich auch nur über Asphalt, allerdings durch Waldgebiet und so hab ich zumindest ein wenig Natur um mich herum. Es wird kühl, das Tageslicht schwindet und so gehe ich den Rückweg sehr schnell an, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Tremsbüttel ankommen zu können. Um 22.30 und nach 48 Km, stelle ich mit müden Beinen, erschöpft aber wieder bester Laune, mein Rad daheim ab.

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