MTB Coaching mit Philipp Kraft

Zusammen mit einigen Auserwählten des HFS- Forums durfte ich gestern an einem Fahrtechnikseminar von Philipp Kraft teilnehmen.

Mit großen Erwartungen fuhr ich in die Harburger Berge. Zum einen wegen der Location, von der ich schon viel gehört, sie aber noch nie gesehen hatte. Zum anderen, weil Philipp Kraft als ausgebildeter MTB Guide nun professionelle Fahrtechnikseminare anbietet und ich gespannt war zu erfahren, welche Fehler sich in meine Fahrtechnik eingeschlichen haben könnten. Neben den mir zuvor nur virtuell bekannten Stine, BriMore und Schnuffi, gesellten sich die bekannten Gesichter von MadMat und Helmut hinzu. Micha begleitete uns als Fotograf und entpuppte sich als äußerst sympatische Stimmungskanone.

Das Wetter hätte kaum besser sein können. Trockene und sonnige 12 Grad sind zum Biken doch ideale Bedingungen. Das sorgte für Heiterkeit auch in unseren Gemütern. Es wurde viel geschwatzt und der arme Philipp musste während unserer Tour ein ums andere mal mit ein wenig Nachdruck um Gehör bitten. Dies tat er auf eine angenehme und doch bestimmende Art, ohne laut oder unfreundlich zu klingen.
Da ich vier Jahre als Ausbilder bei der Bundeswehr tätig war, erachte ich mich diesbezüglich als kompetent genug, seinen Führungstil als vorbildlich zu bezeichen.

Bevor es jedoch wirklich losgehen konnte, galt es einige Haftungsausschlüsse zu unterzeichnen. Auch die Funktionstüchtigkeit der Räder musste aus rechtlichen Gründen überprüft werden. Dies geschah, indem wir nach Philipps Anweisungen jeweils das Rad des Nebenmann´s bzw. der Nebenfrau überprüften. Es zeigte sich, dass Philipp seinen Job beherrscht. Die Überprüfung war sinnvoll (das zeigten einige kleinere Mängel an Helmuts und Michas Rädern), fachmännisch und anschaulich erklärt. Allerdings verloren wir sehr viel Zeit. Hier sollte Philipp methodisch schlicht anders vorgehen und notfalls die Räder selber prüfen. Denn Themenschwerpunkt war Fahrtechnik und nicht Materialkunde. Methodisch wertvoll war hingegen, dass Philipp uns einen kurzen Überblick über das anstehende Programm und die Strecke verschaffte, bevor wir losfuhren.

Während der Fahrt führte Philipp sicher und zuverlässig. Er hielt die Gruppe beisammen und nahm Rücksicht auf Fußgänger und Reiter. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass er etwas ``übervorsichtig´´ war. Das war wohl der Tatsache geschuldet, dass er sich partout keinen Fehler leisten wollte. Das Fahrtempo hätte für meinen Geschmack etwas höher sein dürfen.

Während der Tour nutzte Philipp die Geländegegebenheiten für seine Ausbildungszwecke effektiv und hatte eine gut fahrbare Strecke ausgewählt. Da es sich hauptsächlich um breite Wege handelte, trafen wir relativ häufig auf Fußgänger. Das war aber grundsätzlich kein Problem. Die Masse machte bereitwillig Platz, war freundlich und teils durchaus an unserem Tun interessiert.

Sobald wir einen ``Ausbildungsort´´ erreicht hatten, wendete Philipp die Ausbildungsmethodik V.E.N.Ü. (steht für vormachen, erklären, nachmachen, übern) an. Dabei nahm er sich für jeden einzelnen viel Zeit, stellte auch kleinste Mängel ab und ging individuell auf die Teilnehmer ein. Ganz großes Tennis. Genau so soll es sein!
Das wir dafür oftmals lange Standzeiten zu verbuchen hatten, lässt sich für den Ausbilder einfach nicht ändern. Allerdings hätte Philipp vor der Tour gerne auf den Bedarf an warmer Kleidung hinweisen dürfen und zwischen den einzelnen Ausbildungsorten die Möglichkeit zum warmpedalieren schaffen sollen.

Die erste 1-1,5 Std. war Philipp noch ein wenig nervös, taute aber zunehmend auf und wurde immer lockerer. Hier fehlt ihm noch ein wenig Routine. Die aber kommt von ganz allein. Seine Ausbildunginhalte vermittelte Philipp dafür ebenso gut verständlich wie kompetent. Fachlich steht der Mann wirklich voll im Stoff.

Anfangs war ich ein wenig gelangweilt, wähnte mich in einem zu niedrigen Ausbildungslevel. Die Grundposition und das dosierte Bremsen mit einem Finger waren für mich keine Herausforderung.

Interessant wurde es dann aber kurze Zeit später doch. Bei den Themen ``Anfahren/Anhalten in gemäßigten Gelände´´ und besonders bei ``Anfahren/Anhalten in steilem Gelände´´ konnte mir Philipp wertvolle Kniffe und Tricks zeigen. Der erste ``AHA-Effekt´´ stellte sich nun auch bei mir ein. Auch das ich Rampen, die ich zuvor im Wiegetritt und durchdrehendem Hinterrad bezwungen habe, viel besser mit einem gut verlagerten Schwerpunkt und im Sattel sitzend hochfahren kann, habe ich gelernt.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass Philipp die Teilnehmer nach der Tour zu einer Abschlussbeschprechung zusammenrief und um ein Feedback bat. Positive Bemerkungen nahm er sichtlich erfreut, konstruktiv gestaltete Kritik sehr einsichtig und offensichtlich nicht weniger dankbar zur Kenntnis. Dieses Verhalten unterstrich den während der Tour gewonnenen Eindruck, dass Philipp seinen Job sehr ernst nimmt und ihn sehr gewissenhaft durchführt.

Zahlreiche und wirklich sehenswerte Fotos von Helmut und Michael findet Ihr hier.

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