Freie Rolle Eigenbau - funktioniert das wirklich?

Die kalte und dunkle  Jahreszeit rückt immer näher. Viele Biker und Rennradfahrer verlegen ihr Grundlagentraining nun in das mollig warme Wohnzimmer. Der klassische Rollentrainer findet dabei immer seltener Verwendung. Die freie Rolle, lange nur ein Trainingsinstrument der Bahnradler, erfreut sich zunehmender Beliebtheit.

Auch ich möchte in diesem Winter die ein oder andere Einheit in den eigenen vier Wänden absolvieren. Der freien Rolle wird ein realistischeres Fahrgefühl zugesprochen. Zudem soll sie die Koordination und den Gleichgewichstsinn schulen. Daher fütterte ich die Suchmaschine mit entsprechenden Begriffen und bekam prompt eine wahre Flut an Verkausanzeigen und Werbespots angezeigt. Etwas geschockt haben mich dann allerdings die Preise. 150 € muss man für ein günstiges Model schon auf den virtuellen Verkaufsthresen legen. Ziemlich viel Geld für einen Blechrahmen und drei Kunststoffrollen. Da kam mir diese Selbstbauanleitung doch quasi wie gerufen.

Beim schwedischen Möbelhaus besorgte ich die Nudelhölzer. Nicht ohne mit einer doppelten Portion Köttbullar einen Motivationsschub in Form von reichlich Kalorien und somit einen weiteren Trainingsgrund zu liefern. Das Holz und die Schrauben besorgte ich für kleines Geld im Baumarkt und konnte an der Kasse stehend, einer Tüte Lakritz nicht wiederstehen. Training ist nun also dringend geboten.

Der Bau der Rolle ist mit etwas handwerklichen Geschick schnell erledigt. Die Anleitung ist kinderleicht zu verstehen. Die angegebenen 40-50 Euro konnte ich trotz der Köttbullar unterschreiten. Zugegeben, so recht überzeugt bin ich von einem solchen Eigenbau nicht. Meine Rolle betrachte somit zunächst als einen Versuchprototypen und gehe beim bauen nicht sonderlich akribisch vor. Das Holz wird frei Hand mit der Stichsäge abgelängt, die Schrauben ohne vorbohren im Fichtenholz versenkt. Einen Schönheitspreis werde ich dafür nicht bekommen, das war aber ja auch nicht meine Intention. Die Funktion ist im vollen Umfang gegeben - das soll zunächst genügen.

Die ersten Versuche auf der Rolle zu fahren, gestalten sich schwieriger als gedacht. Zum Glück schaut mir niemand zu. Es wirkt wie eine Mischung aus Vollrausch und spastischer Lähmung. Ganz so schlimm wie in diesem Video sieht es bei mir dann aber doch nicht aus.



Dennoch muss ich mich anfangs mit der Schulter an der Wand abstützen. Anders als draußen, braucht man auf der freien Rolle eine höhere Geschwindigkeit, um stabil zu fahren. Zudem ist der Wiederstand recht hoch, was das Anfahren, aber auch den runden Tritt, wirklich schwierig gestaltet. Auch an die deutlich kürzere Zeit des Ausrollens muss man sich erst gewöhnen. Nach einiger Zeit wurde ich dann aber immer sicherer und irgendwann wurden nur noch gelegentliche Korrekturen via Schulter und Hauswand nötig.

Allerdings gaben die Rollen bereits nach kurzer Zeit den Geist auf. Viel länger als für das Anleitungsvideo hätte auch deren Rollentrainer nicht durchgehalten. Es fehlt an ausreichender Stabilität der Achsen und an entsprechenden Kugellagern.

Fazit: Nettes Gimick, aber nicht wirklich praxistauglich.

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