Inneren Schweinehund besiegen - 8 ultimative Tipps


Niesel- oder Schneeregen. Einstellige Temperaturen und matschige Wege. Klamme Finger und beschlagene Brillengläser. Besonders in den Wintermonaten ist biken nicht immer nur reines Vergnügen.



Oft - viel zu oft - siegte früher auch bei mir der innere Schweinehund und ich wählte Sofa statt Bike, Chips und Cola statt Energieriegel und Isodrink. Die sportliche Aktiviät beschränkte sich dann meist auf den Gang zum Kühlschrank oder das Krümmen des Zeigefingers beim Zappen mit der Fernbedienung.

Oft folgt solchen Tagen zeitnah die Reue - spätestens doch beim nächsten Rennen oder der Tour mit Freunden wird schnell klar, wer seine Trainingseinheiten allzu oft geschwänzt hat.
Dabei ist es im Grunde gar nicht so schlimm, auch bei schlechtem Wetter zu fahren. Hat man sich erstmal aufgerafft, macht die Tour in aller Regel sogar Spaß. Im Wege steht uns nur unser eigener Schweinehund.
Wie aber diesen besiegen, wo das Sofa kuschelig warm, der Trail hingegen nass und kalt um unsere Gunst buhlen?




Hier kommen meine 8 ultimativen Tipps
gegen den inneren Schweinehund.



Tipp Nr. 1: Plane kürzere Strecken
Das scheint nun auf den ersten Blick im totalen Widerspruch zu Dingen wie Trainingserfolg oder Leistungssteigerung zu stehen. Der erste Tipp gegen die eigene Bequemlichkeit soll nun also ein Zugeständnis an sie sein?
Ja, indirekt schon - wenn auch mit anderem Hintergrund.
Getreu dem Motto "Jeder Meter ist besser als gar keinen Meter" ist jede noch so kurze Streckke besser, als auf dem Sofa zu sitzen. Man darf zudem nicht vergessen, dass aufgeweichter Waldboden oder Schnee deutlich mehr Kraftreserven fordern. Auch ist der Energiebedarf des Körpers bei kalter Witterung erheblich höher. Und allzu lange hält man es in der Kälte ohnehin nicht aus, soll eine Mountainbiketour nicht in einen Survivaltrip übergehen.
Es ist also völlig legitim, wenn man statt 80 Km vielleicht nur 40 absolviert - statt vier Stunden im Winter dann eben nur zwei Stunden biken geht. Dafür dann eben ggf. öfter oder man nutzt einfach die verbliebene Trainingszeit für Ausgleichssportarten.



Tipp Nr. 2: Fahre Indoor
Wenn draußen mal wirklich gar nichts geht, wenn Toni Tornado mal wieder mit seiner Windhose durch die Baumwipfel pfeift und ein Blizzard die Schneeverwehungen meterhoch vor deinem Haus aufgetürmt hat, kannst du noch immer Indoor fahren.
Günstige Hometrainer mit Magnetbremse reichen für den Anfang allemal und sind bereits ab 40 € zu bekommen. Das Rollentraining eignet sich übrigens nicht nur für das Grundlagentraining - wie oft angenommen wird. Vielmehr lässt sich auf der Rolle z.B. prima der runde Tritt üben. Auch Intervalltraining - insbesondere Bergeinheiten - lassen sich so sehr gut simulieren. Das kommt natürlich denjenigen zugute, die in ihrer Heimat gar keine Berge haben. (An dieser Stelle mal Grüße in die Welt aus Schleswig - Holstein).




Rollefahren kann schnell stupide werden. Stundenlang die Körner der Raufasertapete vor sich an der Wand zu zählen ist wirklich sehr trostlos. Doch es lebe die Unterhaltungselektronik und das Internet. Je nach Lust und Laune können Fernseher oder Radio - ich bevorzuge MTB Videos auf You Tube - oder auch spezielle Spinning DVD´s, die nötige Unterhaltung liefen.
Wer die Investition nicht scheut, kauft sich direkt einen Smarttrainer und vernetzt sich via Swift oder ähnlichen Plattformen mit dem Internet und fährt dort virtuelle Rennen. Videogaming via Fahrrad - find ich schon ziemlich cool!







Tipp Nr. 3: Investiere in anständige Bekleidung

Es gibt zwei Erzfeinde eines jeden Bikers -  Kälte und Nässe. Besonders arg wird es, wenn beide zusammen auftreten. Dagegen hilft einzig und allein eine anständige Bekleidung. Hier darf, selbst wenn auch ich gern kostenoptimiert einkaufe, einfach nicht gespart werden. Es ist kein Geheimnis, dass insbesondere im Radsport die Preise oft unverhältnismäßig -  ja gar dreist erscheinen.
Für die Sommermonate kann man sicherlich den einen oder anderen Kompromiss in Sachen Radsportbekleidung eingehen. (Von guten Sitzpolstern einmal abgesehen). Da muss es u.U. tatsächlich nicht das HighEnd-Shirt des Permiumherstellers sein, wenn es denn der Geldbeutel nicht hergibt.
Auch bei anderen Ausrüstungsgegenständen gibt es oft einige Alternativen. (Hierzu wird es in Kürze einen eigenen Blogbeitrag geben.) Für die Wintermonate führt jedoch kein Weg an qualitativ hochwertigen und damit auch leider teuren Klamotten vorbei.

Besonders wichtig: Warme Hände und Füße. Bei Handschuhen sollte das Augenmerk aber auch auf guter Passform liegen - und die bieten Produkte vom Discounter leider in den seltensten Fällen.
Spezielle Bikeschuhe halten Füße trocken und warm. Wessen Budget hier absolut gesprengt wird, kann sich mit Neoprenüberschuhen behelfen.
Am Körper hat sich das Zwiebelschalenprinzip bewährt. Die letzte Schicht bilden - je nach Wetter -  eine winddichte, oder eben gar eine regendichte Schicht. Hier sind Wasserdampfdurchlässigkeit und Wassersäule der Membranen ausschlaggebend. Auch solche Funktionsbekleidung findet sich nicht am Grabbeltisch im Supermarkt - leider.
Doch nur wer lange genug warm und trocken draußen unterwegs ist, wird auch draußen unterwegs sein.



Tipp Nr. 4: Betreibe Ausgleichssport

Im Sommer locken Sonne und staubige Trails. Wer will da schon in der stickigen Muckibude stupide Eisen in die Luft stemmen? Dabei ist Ausgleichssport enorm wichtig.Wer nur auf dem Bike sitzt, riskiert muskuläre Disbalancen, die im schlimmsten Fall zu Rücken- und Gelenkproblemen führen. Die kalte Jahreszeit bietet sich also quasi nahezu an, hier gegenzusteuern.

Hierzu muss es nicht zwingend gleich die Abofalle des örtlichen Fitnesstudios sein. Schwimmen ist beispielsweise super. Im Idealfall fährt man mit dem Bike zur Schwimmhalle. Handtuch, Badehose/Bikini (was ist die gegenderte Form davon?) und Latschen passen in jeden Rucksack.
Wer in schneereicher Region wohnt, findet im Skilanglauf guten Ausgleich. Auch hier wird die beim biken oft vernachlässigte Rumpfmuskulatur gestärkt.

Auf You Tube finden sich zudem zahlreiche Workouts. Von Yoga über Stretching bis hin zum Bodyweight Training findet sich dort für jeden etwas.



Tipp Nr. 5: Belohne Dich!

Egal ob Du nun Dein Training Indoor auf der Rolle oder beim Workout, oder eben tatsächlich draußen auf dem Bike geplant hast. stelle dir eine Belohnung in Aussicht - das motiviert enorm.
Womit du Dich belohnst, bleibt dir überlassen. Das könnte das neue Playstationsspiel zu zocken sein, dass du dir im Anschluss an dein Training in Aussicht stellst. Oder die heiße Badewanne mit einem Becker Kakao; ein weiteres Kapitel in dem spannenden Krimi, den du grade liest; ein fettes Stück Pizza, das eigentlich gar nicht in deinen Diätplan passt...
Womit auch immer du dich belohnen magst - sei konsequent. Belohne dich nur, wen du auch wirklich trainiert hast. Wenn auch hier der Schweinehund zuschlägt: Suche dir Belohnungen aus, für die du das Haus verlassen musst. Ein fettes Stück Sahnetorte beispielsweise. Das holst du dir dann auf dem Rückweg von deiner Trainingseinheit mit dem Bike beim Bäcker ab.





Tipp Nr. 6: Nutze Duelle oder setze Dir Ziele

Wenn ich "Duelle" schreibe, zieht jetzt bitte niemand seinen Peacemaker aus dem Holster.
Ein Acount bei Strava oder ähnlichen Plattformen führt einen Biker nämlich eher ans Ziel. Hier kann man sich Segmente in seiner Nähe herraussuchen und sie absolvieren. Es macht enorm Spaß, sich nach der Trainingsrunde auf der Platzierungsliste wiederzufinden. Oft trennen mich zu einer besseren Platzierung nur wenige Sekunde und (und das kommt nicht selten vor) ich denke mir "Mensch, da wär doch noch Luft drin gewesen -  nächste Ausfahrt greif ich an". Mich motiviert das enorm.
Solche Segmente eignen sich übrigens auch, um den eigenen Trainingsfortschritt beobachten zu können. War ich diese Woche schneller? Stagniert die Leistung?

Wer mit virtuellem Kräftemessen wenig anfangen kann, kann sich andere Ziele setzen. Oftmals, und das nicht nur im Winter, sitze ich grade mal 15 Minuten auf dem Bike und verliere die Lust. Mein Problem: Ich habe kein Ziel. Selbst bei Intervallen oder auch Grundlagentraining ist ein geographisches Ziel für mich enorm wichtig. Einfach der Nase nach fahren, liegt mir nicht -  meine Leistung geht komplett in den Keller und ich dümpel nur rum.
Ich bin jemand, der "auf etwas hinarbeiten" muss. "Heute fahre ich nach Soundso. Bis dahin sind es noch X Kilometer." Dann habe ich ein Ziel und mit jeder Kurbelumdrehung nähere ich mich diesem Ziel - das motiviert. Das Ziel kann ganz banal eine Tasse Kaffee in einem Lokal oder auch eine Sehenswürdigkeit oder ein schöner Landstrich, eine Anhöhe oder Bergkuppe, eine Burg oder ein anderer markanter Geländepunkt sein.




Tipp Nr.7: Übe Fahrtechnik -  nutze urbane Spots

Selbst mit bester Bekleidung und bei Beherzigung aller Tipps - Winterzeit ist nunmal Zeit der kurzen Touren. Auch aufgrund der wenigen Stunden mit Tageslicht. Wenn also ohnehin wenig Zeit draußen verbracht werden kann, sollte man sie effektiv nutzen.

Wer im Sommer ordentlich Kilometer bolzt, lässt nicht selten die Fahrtechnik schleifen. Dabei kann und müssen Fahrtechnikskills nicht zwingend auf dem Trail geübt werden. Auch, oder vielmehr gerade, urbane Spots bieten sich an. Schau dich in deiner Stadt einmal um! Treppen, Kantsteine, Stufen und Drops finden sich überall. Aber auch Freiflächen, Parkplätze und Markierungslinien bieten viele Gelegenheiten für Balanceübungen oder dergleichen. Sei krativ und lasse dich durchaus auch von Fahrtechnikvideos auf You tube inspirieren.
Denn Hand auf´s Herz: Wann hast du zuletzt an deinem Manuel, dem Wheelie oder dem Bunny Hop gefeilt?



Tipp Nr. 8: Fahre mit Bike Buddys

Nichts besiegt den inneren Schweinehund so effektiv wie eine Verpflichtung.
Heute war so ein Tag. Nieselregen, lausige 4 Grad, völlig durchweichte Trails, eine schlaflose Nacht. Viele gute Ausreden, um heute das Bike stehenzulassen. Bei mir hätte heute vermutlich der innere Schweinehund leichtes Spiel gehabt. Ging aber nicht. Ich hatte mich mit Bike Buddy Heiko verabredet. Kneifen war nicht. Wer will schon Schwäche zeigen? Wer möchte es schon seinem Kumpel zumuten, dass er startklar in Klamotten gehüllt mit dem Bike vor der Haustür vergebens wartet?
Verabredungen zu einer Tour sind nunmal verpflichtend -  ohne Ausnahme.

Die Kumpels wollen alle nicht mit? Du kennst niemanden, der das Hobby mit Dir teilt?
Social Media hilt Dir. Es gibt überall Biker. Sie tummeln sich in diversen Facebookgruppen oder Internetforen. Irgendwo findet sich immer Anschluss. Sage rechtzeitig zu und sei zuverlässig. Das trifft besonders dann zu, wenn du selbst zu einer gemeinsamen Ausfahrt aufrufen solltest.




Mit diesen 8 Tipps wirst auch Du deinen inneren Schweinehund besiegen.
In diesem Sinne: Rauf auf´s Bike und ride on!













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